Ode an den Schraubergott – oder wo ist die Feder?

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UliB.
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Ode an den Schraubergott – oder wo ist die Feder?

#1 Beitrag von UliB. »

Ich habe als Hobby-Schrauber schon viel erlebt, aber heute habe ich endgültig den Glauben verloren.
Aber von Anfang an…

Kleinanzeige: Zu verkaufen ist Opas Roller (125er Viertakter), sprang irgendwann nicht mehr an und wurde dann in der Scheune weggestellt. Bis dahin wurde der Roller aber täglich bewegt, beteuert der Verkäufer – seines Zeichens der Enkel. Reparaturversuche wurden angeblich nicht gestartet. Jetzt steht der Roller nur noch im Weg und soll weg – für kleines Geld.
Ok, den Rollertyp kenne ich und habe damit auch schon einige Schraubererfahrung. Also hingefahren, Roller eingepackt und ab in meine Werkstatt damit. In wenigen Stunden ist der nahezu komplett entblättert. Dann nehme ich mir die typischen Problemzonen vor – in diesem Fall die Spritversorgung. An diesem Roller sitzt die unterdruck-gesteuerte Benzinpumpe direkt im Tank. Kurzer Check, aha, Unterdruckschlauch porös, Förderschlauch auch nicht besser – so kann der ja nicht laufen. Also neue Schläuche adaptiert. Noch schnell den Luftfilter vom Staub der Jahrhunderte befreit, eine neue Zündkerze montiert und dann mit einer frischen Batterie mal einen ersten Startversuch gewagt. Erkenntnis: Pumpe fördert, Motor verweigert noch. Mit Startpilot motiviert zuckt er dann wenige Umdrehungen später doch ein erstes Mal. Noch ein wenig mit dem Anlasser georgelt und patsch – Maschine rennt. Zwar noch unsauber, aber immerhin. Haken dran, der Rest wird später auf eine Testrunde erfahren und dann gegebenenfalls nachgearbeitet.
Jetzt noch Fahrwerk, Elektrik, Bremsen und Verkleidungsteile prüfen und dann das ganze Puzzle wieder zu einem Roller kombinieren.
Wenige Tage später passt auch das Wetter für eine erste Testfahrt – nur eine Hofrunde im Schritttempo bei etwas mehr als Standgas, mehr ist ohne Kennzeichen nicht drin. Geht. Was nicht geht ist die Gasannahme. Die rechte Hand zuckt und der Motor geht aus. Ok, wohl doch Düsen verdreckt, obwohl der Roller ja angeblich „leergefahren“ wurde, bis er stehenblieb und nicht mehr ansprang. Also Roller wieder Teilzerlegen (man glaubt gar nicht, wie verbaut so ein Teil ist) und Vergaser extrahieren. Schwimmerkammer ab, Düsen checken – nix zu sehen. Dennoch ausbauen und durchpusten. Schwimmerstand stimmt auch. Also vielleicht hat die Membran ein Problem. Deckel runter …. und schon wird es komisch. :shock: Die Membran ist da, aber keine Feder weit und breit. Erst mal die Membran raus für eine Sichtprüfung und siehe da, da ist auch die Feder. Unter den Rundschieber gezwängt – damit der sich auch ja nicht bewegen kann. Klar nimmt ein so vergewaltigter Vergaser kein Gas an. Schnell das Innenleben umsortiert, Vergaser wieder eingebaut und wie durch ein Wunder läuft der Roller wieder wie ein Einserle. :lol:
Und die Moral von der Geschichte: Wenn man keine Ahnung von etwas hat, dann sollte man sich schlau machen oder die Finger davon lassen. Schraubergott – schmeiss Hirn ra!!!!!

Von wegen, der lief bis zum Schluss………
Gruß
UliB.
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Boxergifty
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Re: Ode an den Schraubergott – oder wo ist die Feder?

#2 Beitrag von Boxergifty »

Immerhin für Dich ein erster Erfolg in 2020👍 So kann es das ganze Jahr weiter gehen 😀
Gruß
Hans-Jürgen
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