Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

Planung von Routen, Austausch von gespeicherten Routen und Waypoints
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Mangfalltaler

Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#1 Beitrag von Mangfalltaler »

Ich muss vorab sagen, dass ich mit Landkarten und Stadtplänen groß geworden bin und dieses analoge Material über viele Jahre zur Routenplanung und Zielfindung genutzt habe. Mit dem Aufkommen von elektronischen Navigationsgeräten hat sich dieser Prozess natürlich wesentlich vereinfacht, die Schnelligkeit und Flexibilität sind auch für mich ein wichtiges Argument, meine Fahrzeuge damit auszustatten.

Nun kennen wir alle den mehr oder weniger mühsamen und teils aufwändigen Vorgang, Routen im Vorfeld mit diversen Softwareprogrammen zu planen, zu importieren und nachzufahren. Lange dachte ich auch, dass ich ohne sorgfältig geplante Basecamp-Routen mich nicht mehr in den Motorradurlaub trauen könnte, die Gefahr wichtige Wegpunkte und Ziele zu verpassen trieb auch mich um.

Mittlerweile nutze ich völlig entspannt das Beste aus zwei Welten. Kein Navi oder Google Maps dieser Welt ersetzt Dir den Überblick und Detailreichtum einer guten Straßenkarte, nirgendwo sonst wird die Vorbereitung auf eine Motorradtour so spannend und intensiv erlebt, als wenn man mit dem Finger mögliche Routen, Pässe, Sehenswürdigkeiten etc. über die Karte fährt. Es ist schlicht eine emotionale Vorwegnahme der realen Tour, etwas Phantasie natürlich vorausgesetzt.

Meine diesjährige September Tour sollte mich durch die Alpen führen und insbesondere in Regionen und über Pässe, die ich teils schon über 30 Jahre nicht mehr besucht hatte. Nur als ein Beispiel sei die alte Passstrasse über den Gotthard (Südrampe, Tremola) erwähnt, Kopfsteinpflaster und eine Kehre nach der anderen.

Meine achttägige Tour führte mich durch 6 Alpenländer (D, A, L, CH, I, F), ca. 15 Pässe und insgesamt 2.500 km. Somit liegen meine Tagesetappen im Schnitt so um die 300 km und ein paar "Grobziele" hatte ich mir vorab gesteckt, etwa Graubünden, Wallis, Tessin, Lago Maggiore, Aostatal und insbesondere wollte ich mir markante Berge wie das Matterhorn oder Mont Blanc von mehreren Seiten anschauen, was mir bei bestem Wetter auch gelang. Langer Rede kurzer Sinn, bei Tagesetappen von 300 km und bekanntem groben Routenverlauf lassen sich mit der Landkarte recht schnell ein paar Wegpunkte notieren, die ich dann als Navi-Ziele in den Navigator eingegeben hatte. Und nach diesen Zwischenzielen war ich um jede Pause froh, entweder lockte der Apfel im Tankrucksack oder es lag die obligatorische Pi....pause an.

Abends im Hotel habe ich dann die gefahrene Route nochmals auf der Karte nachverfolgt und auch den nächsten Tag schon vorgeplant (Wegpunkte, s.o.). Unschlagbar ist das Navi natürlich, wenn man POIs wie Tankstellen oder Unterkünfte benötigt, das ist ein Vorteil den ich unter keinen Umständen missen möchte. Und wenn man unterwegs vom Straßenverlauf oder der Landschaft inspiriert wird, von der geplanten Route mal abzuweichen, dann mache ich das einfach. Ist ja egal, das Zwischenziel ändert sich nicht und wird ständig neu berechnet.

Wie macht ihr das denn so?

Grüße, Ralf
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Bembel
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#2 Beitrag von Bembel »

Guude,
welche Karten bevorzugst du persönlich?

Danke
Harald
Bevor ich mich uffrech,
iss mer's lieber egal!
Pumpe
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#3 Beitrag von Pumpe »

Hallo

So mache ich das auch. Habe quasi noch nie eine Route am PC geplant. Ein paar mal probiert, ist mir aber zu kompliziert und eh noch langweilig. Statt Karten benutze ich jedoch eher Google Maps am Vortag auf dem Tablet, um die Route grob ins Navi einzugeben. Wenn man dann noch beim Garmin die Ortschaft über POI eingibt, kann man sich noch die Adresse sparen. Kurz vor erreichen des Ziels dann auf überspringen drücken und es wird geschmeidig weiter navigiert, ohne einen speziellen Punkt überfahren zu müssen
Wenn doch Karte, dann die „Allianz Freizeitkarten“ im, für mich, perfekten Massstab 1:100000. Gibt es leider nicht mehr. Restbestände, oder gebraucht auf Amazon für ca. 3 €. Hab mir alle verfügbaren in meinem Interessengebiet besorgt.

Gruss
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CDDIETER
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#4 Beitrag von CDDIETER »

Hallo,
Auch bin bin viele Jahre mit Karten gefahren, sowohl auf dem Mopet, als auch beruflich mit dem Auto.Den bekannten Falk Plan habe ich "gehaßt" und mir lieber in unregelmäßigen Abständen einen Shell Atlas, einen Michelin oder eine "Aldi Kartensammlung" zugelegt. Eine Übersichtskarte Deutschland mit den Autobahnen und Bundesstraßen habe ich mir meistens aus den Atlanten rausgerissen und in eine Plastikfolie gesteckt, um unterwegs schnell planen zu können.So habe ich über die Jahrzehnte einen guten Orientierungssinn entwickelt.
Und dann kam plötzlich das "erste Navi"- mein Falk mit Flash Karte. Von A nach B ganz gut zu gebrauchen, Routen mußte ich weiterhin auf der Papierkarten planen, oft mit dem Textmarker. Langsam war das Ding, aber um in Österreich aus einer Bergregion rauszufinden, ganz nützlich.
Dann nach einer geraumen Zeit das erste Garmin, das Top Modell für das Auto (geht auch ganz gut beim Mopet -LT windgeschützt).
Die Leute, die nun meinen, das Navi macht alles, sind irgendwann in der Natur verschollen, nur weil der Akku leer ist oder sie einen Bedienungsfehler gemacht haben.Und daß macht mir keinen Spaß.
Na ja, Spaß will ich beim Mopet fahren natürlich haben, aber von der Technik total abhängig möchte ich nicht. Wie Mangfalltaler bereits beschrieben hat, sind eine spontane Planung viel interessanter und schöner, da ich auf viele tolle Eindrücke und Ereignisse unterwegs besser reagieren kann. Die grobe Planung auf der Karte oder am PC, notfalls eine Wegpunkte Liste und das Ziel, das man am Ende erreichen möchte,kann ich jederzeit am Navi eingeben.
Toll ist,wenn man sich nach einer Tour die Reiseaufzeichnung als Karte oder auf Google earth anschaut und dann feststellt, daß man auf einem ganz anderen Weg ans Ziel gekommen ist, der absolut "geil" war. Mein Tipp: weniger genau planen und lieber mal aus dem Bauch heraus (davon habe ich genug!) fahren.
Gruß aus den "Holländischen Bergen"

CdDieter
Mangfalltaler

Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#5 Beitrag von Mangfalltaler »

Bembel hat geschrieben: 25. September 2019, 19:30 Guude,
welche Karten bevorzugst du persönlich?

Danke
Harald
Hallo Harald,

um einen guten Überblick über die Gesamttour zu erhalten, verwende ich zunächst eine Karte im Maßstab von ca. 1:500.000 oder auch 1:700.000, für die Etappen in der Region dann Karten mit 1:200.000 Maßstab. Meine Favoriten sind hier die Karten von Michelin, die man gut und günstig in Frankreich kaufen kann.

Grüße,
Ralf
Mangfalltaler

Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#6 Beitrag von Mangfalltaler »

Pumpe hat geschrieben: 25. September 2019, 19:44Statt Karten benutze ich jedoch eher Google Maps am Vortag auf dem Tablet, um die Route grob ins Navi einzugeben.
Vielleicht sitzt das Problem ja wie so oft vor dem Bildschirm, aber an Google Maps nervt mich, dass Passnamen nicht angezeigt werden. Kann man das irgendwie einstellen?
Pumpe
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#7 Beitrag von Pumpe »

..da hat Du recht! Passnahmen fehlen leider. Manchmal hat die Strasse den Namen des Passes..
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CDDIETER
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#8 Beitrag von CDDIETER »

Hallo,
Bei Google maps und earth muß man ein wenig näher heranzoomen, dann erscheinen auch die Passnamen.
Gruß aus den "Holländischen Bergen"

CdDieter
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Alpenbummler
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#9 Beitrag von Alpenbummler »

Man liest oft - auch hier oben - dass man Sklave des Navi sei, nur weil man sich vor der Tour eine Route geplant hat. Das ist m.E. überhaupt nicht der Fall. Ich plane mir sehr gerne Routen und gebe mir auch Mühe, sie gut zu machen. Da kommt manchmal sogar Google Street View zum Einsatz um abzuchecken, ob die Strecke taugt. Der Vorteil an einer geplanten Route ist, dass man immer im Auge hat, wann man denn so ankäme wenn's so weitergeht. Sobald das aus dem Ruder läuft kann man entsprechend reagieren.

Eine geplante Route zu haben heißt für mich aber keineswegs, dass ich der stoisch nachfahren muss. Wenn mich unterwegs eine andere Strecke anlacht oder unvorhergesehen eine Strecke gesperrt ist oder vielleicht doch nicht so schön wie gedacht, dann fahr' ich eben anders. Der Navi wird dann von selbst stumm und zeigt mir nur noch an, wo ich im Vorfeld dachte, entlang zu fahren. Der Navi nölt mich auch nicht dauernd an, ich müsse jetzt was anderes machen denn die automatische Neuberechnung ist AUS. Will ich dann doch eine Neuberechnung, dann drücke ich auf 'Umleitung' und schwups hab' ich einen Vorschlag vom Navi.

Aus alten Zeiten kenne ich natürlich noch die Kartennavigation und hatte die damals auch drauf. Aus alter Gewohnheit hab' ich immer noch Papierkarten dabei wenn ich auf großer Tour bin. Neulich fiel mein Navi VI aus und ich wollte auf die Papierkarten zurückgreifen. Dabei ist mir erst mal wieder aufgefallen, was das für ein Sch… ist. Wo bin ich eigentlich? Wie lege ich die Karte zusammen, damit ich möglichst auch in einer halben Stunde noch sehe wie's weitergeht. Irgendwann aber dann doch der Stopp um sie umzulegen. Die Karte beim Fahren so knapp unter der Nase überhaupt entziffern zu können - das ist was für die Jungen. Nö, ich glaub' meine Zeiten mit Papierkarte sind Geschichte.

Was ich auch schon erfolgreich gemacht hab': anhand einer Papierkarte eine Liste mit Orten, Straßen, Pässen erstellen und diese im Verlauf der Tour nach und nach als Ziel eingeben. Die Städtesuche bietet die Städte im Umkreis an. Daher braucht man die komischen Namen (gerade im Ausland) nicht alle tippen sondern wählt sie einfach aus.

Eins ist klar: wenn mir mein Navi abhanden kommt kauf' ich sofort wieder einen. Ohne will ich nicht mehr.
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Alpenbummler
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#10 Beitrag von Alpenbummler »

Ein Nachtrag noch: spontan Sachen wie Tankstelle oder Hotel suchen gehen mit dem Navi super. Mit dem Smartphone-Link zeigt er sogar die Spritpreise mit an (manchmal stimmen sie sogar :lol: ). Das Hotel in booking eben am Straßenrand gebucht, in den Ort reingefahren und dann per POI-Suche eben dieses Hotel gesucht und angefahren - ist doch super.

Nochmal Smartphone-Link: da kommen für ein paar Euros (einmalig) sogar die Regenradardaten auf den Navischirm zusammen mit der Karte und der geplanten Route. Traumhaft, oder? Meistens funktioniert das sogar.

Routen in BaseCamp planen macht mir inzwischen sogar Spaß. Und nein, ich bin überhaupt nicht geduldig und auch nicht masochistisch veranlagt. Wenn man weiß wie's geht, geht das ratz-fatz. Mangfalltaler schreibt oben, dass es ein Erlebnis ist, mit dem Finger auf der Papierkarte die Tour vorwegzufahren. Mir gelingt das mit BC, Street View, Google Maps und den Bildern dort ebenfalls sehr gut.

Die Karten, die in meinem reich gefüllten Kartenschrank schlummern, werde ich wohl weiterhin mit auf Tour nehmen und mich abends von der schön farbigen, kontrastreichen und großformatigen Darstellung inspirieren lassen. Aber danach fahren will ich nicht mehr.
Klaus_TBB
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Re: Wie ich die Navigation am Motorrad nutze

#11 Beitrag von Klaus_TBB »

Ich bin auch mit analogen Karten aufgewachsen, hab mir früher am PC sogar selbst Karten für den Tankrucksack zusammengestellt und laminiert.

Seit vielen Jahren habe ich den Garmin 660 und erarbeite meine Routen mit Mapsource (Basecamp ist mir zu überladen) so wie früher im Atlas.

Die automatische Berechnung habe ich an, fahre aber hauptsächlich nach den Richtungspfeilen. Audio ist stumm!
So zieht mich das "Gummiband" immer zum nächsten Routenpunkt wenn ich die Route mal verlasse
(freundlicherweise lässt der 660 einen Wegpunkt fallen, wenn er ausgelassen wurde).

Da ich die Route vorher ausarbeite weiss ich auch unterwegs, wo ich bin und wo ich hin will.
Somit ist der "Schlüsselloch-Blick" des Navis kein Problem.

Wichtigster Punkt hierbei für mich: Kartendarstellung in 2D und eingenordet (Atlas lässt grüßen).

Edit sacht noch: Ich nutze Karten mit Ursprung aus Openstreetmaps.

Gruß
Klaus
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