Hallo zusammen,
wie schon angekündigt, habe ich am vorletzten Wochenende meinen Schnupperkurs auf dem Rheinring in Frankreich (Anneau du Rhin) hinter mich gebracht.
Veranstalter war Speer Racing (
http://www.speer-racing.com -> dort auf das Speer-Racing-Logo klicken)
Ich muss SGF absolut Recht geben : Das ist nix für den normalen Tourenfahrer, sondern sich und die Maschine fordern und auch bei höherem Tempo beherrschen können.
Hier ein kurzer Abriss, wie das so abgelaufen ist und wie ich mich dabei gefühlt habe:
Du kommst ins Fahrerlager und siehst erst Mal eine grosse Menge Supersportler, die von Anhängern und aus Sprintern entladen werden.
Und denkst dir : Was mach ich mit meiner RR denn hier ?
Du fühlst ein Grummeln im Bauch, dass du bestimmt überfordert bist - obwohl du noch nicht weisst, wie es weiter geht.
Wir haben uns dann einen Abstellplatz gesucht und "eingecheckt". Also mit Anmeldebestätigung zum Einschreiben, dein Name wird abgehakt und du bekommst die Startnummer und ein T-Shirt von Speer.
Kaffee und Obst ist kostenfrei, Getränke wie Wasser, O-Saft oder ein Snack kosten moderate 50 Cent.
Dann klebst du deine Scheinwerfer, Blinker und das Rücklicht ab und demontierst deine Rückspiegel.
Der Grund dafür ist einerseits, dass bei einem Unfall dann kein Glas auf der Strecke verstreut wird - zum anderen, dass du dich unter Rennbedingungen auf der Strecke bewegst.
Rossi hat ja auch kein Fahr- und Bremslicht - und Blinken muss er auch nicht
Dann geht es zur Fahrerbesprechung, dessen Teilnahme Pflicht für alle ist. Du bekommst die Grundregeln für das Befahren auf der Strecke mitgeteilt. Also, dass du weiterfährst, wenn es vor dir geknallt hast, dass du die Linie direkt hinter dem Instruktor einhältst, dass du keine Schlangenlinien fährst, um deine Reifen aufzuwärmen usw.
An der Strecke sind 2 Krankenwagen, besetzt mit Arzt und Sanitäter, sowie ein Streckenwagen (zum Aufräumen, Kehren, Rücktransport beschädigter Moppeds etc.)
An der Strecke gibt es 3 Streckpostenhäuschen, aus denen dann entsprechende Flaggensignale gegeben werden. Die Signale werden an der Fahrerbesprechung erklärt.
Dann wurden die Gruppen eingeteilt. Es fahren im Prinzip 3 Gruppen.
Also eine schnelle und eine etwas langsamere Gruppe von Sportfahrern, die ohne Instruktor auf dem Kurs fahren. Die müssen sich ihre Ideallinie selbst suchen und oft überholt wird auch.
Die 3. Gruppe sind die FahrerInnen, die mit Instruktor auf Rennstreckenfeeling gehen.
Alle 3 Gruppen fahren immer getrennt. Also sind nacheinander auf der Strecke.
Die Instruktorengruppe wird nochmals in 4-5 Gruppen unterteilt.
Also von flott bis langsam ( <- ist relativ) ist alles vorhanden. Man kann auch die Gruppen nach jedem der 7 Turns wechseln, wenn man entweder langsamer oder schneller fahren möchte.
OK, soweit die Theorie.
Ich habe mich mal vorsorglich in die langsamste Gruppe eingereiht - und das war gut so.
Unser Instruktor Fritz hatte ne Suzuki GSX 1000 und sprach nochmals die wichtigsten Punkte an. Vor allem, dass wir recht dicht hinter ihm bleiben müssen, damit er die Gruppe überblicken kann. Denn Fritz war der einzige mit Rückspiegel !
Es gibt 2 Handzeichen, die zu beachten sind :
Hebt Fritz den linken Arm, so ist die Ideallinie zu verlassen, da die Gruppe von einer schnelleren überholt wird. Oder die Strecke wird verlassen (Ausfahrt).
Auf der langen Geraden winkt Fritz mit dem linken Arm hinter seinem Rücken (sieht aus, als wollte er ne Biene vom Hintern verscheuchen

).
Das bedeutet, dass der Fahrer direkt hinter ihm etwa 1,5 Meter nach rechts versetzt fährt und etwas verlangsamt. Die Gruppe schliesst dann auf und der ehemalige 2. reiht sich hinten ein.
So kommt jede/r in den Genuss, mal direkt hinter dem Instruktor zu fahren und zu erkennen, welche Linie er wählt und so.
Nun denn : Es geht los.
Für die Supersport-Motorräder wird noch eine Lautstärkenmessung gemacht, da der Kurs in Privatbesitz ist und Auflagen erfüllen muss.
Da ich ja die Originaltüte auf der RR habe, komme ich ungeschoren durch. Die technische Prüfung (sofern man das so nennen will) wird mit einem kleinen Aufkleber auf dem Mopped bestätigt.
OK, let's fetz
Es geht los. Die Instruktorengruppen sind dran. Erst die Flotten, dann immer weiter die langsameren Gruppen - bis wir dran sind.
Wer dachte, es ginge erst Mal moderat zu, der täuscht sich. Gleich in der Auffahrt zur Strecke gibt Fritz richtig Stoff. Er erklärt uns später, dass durch richtiges Angasen die Reifen schneller warm werden. Macht Sinn, obwohl ich mir ein etwas langsameres Anfangstempo gewünscht hätte. Aber egal, dranbleiben ist die Devise.
Also gase ich mit an, was das Zeug hält. Als erstes kommt ne nicht einfach zu fahrende Rechts-Links-Kombination. Da macht sich das tolle Fahrwerk der RR bemerkbar, ich laufe auf...Boah !
Dann kommt ne langgezogene Linkskurve, die nicht einfach zu fahren ist. Zumal der Instruktor vorn fährt und ich die Ideallinie nur erahnen kann. Meine Vorfahrer wählen eine etwas andere Linie. Klar, zum ersten Mal auf dem Kurs - den muss man erst kennenlernen.
Ne spitze Rechtskurve, dann wieder ne langgezogene Links - und dann irgendwann die lange Gerade. Hier merke ich doch, dass ich gegen 100 PS und mehr nichts ausrichten kann - und es reisst etwas ab.
Hanging-Off ist Pflicht, sonst klappt es nicht ganz so schnell. Fritz hängt neben seiner Suzi, ich neben der RR. Mit Druck auf die kurveninnere Fussraste stablilisierst du das Motorrad. Sagt Fritz. Und es stimmt.
Ich kann mir bildlich vorstellen, wie ich von aussen aussehen muss - wie ein verkappter Rossi halt
Die Schikane kommt - und ich mit ca. 100 Sachen durch.
Die Rechtskurve am Fahrerlager - und Runde 1 wäre geschafft.
Pro Turn schaffen wir anfangs nur 3 Runden, dann ist die Zeit für die Instruktorengruppe rum. Die anderen wollen auch wieder...
Kurze Besprechung mit Fritz - der zu Anfang immer was zu bemängeln hat - und ein paar Tipps, wie es besser geht.
Dann haste rund 25 Minuten Pause, um was zu trinken oder zu essen.
Um die Mittagszeit kommt ein Pizzawagen, der ausser Pizza auch Flammkuchen macht. Schmeckt gut, man muss aber früh bestellen, sollte es zeitlich nicht zu eng werden.
Nach 6 Turns schaffe ich die Schikane mit Hanging-Off und 150 Sachen, der Begrenzer meldet sich ein paar mal beim Beschleunigen, aber ich habe ein gutes Gefühl auf dem Kurs.
Den 7. Turn lassen wir ausfallen, da wir doch müde sind und uns das Erarbeitete nicht wieder vernichten wollen. Das meint Fritz - und Recht hat er.
Was habe ich gelernt ?
Dass Hanging-Off ein Mittel ist, um schnelle Kurven schnell zu durchfahren. (Einschränkung : Ist auf der Landstrasse nicht häufig anwendabr, da man Gegenverkehr hat und die Hälfte der Fahrbahn ja "den anderen" gehört).
Was meine Maschine drauf hat, wenn man richtig angast. Und dass es keinen Sinn macht, Supersportlern auf Geraden hinterher zu jagen
Dass aber Kurven das Metier der RR sind...
Ich fühle mich nun sicherer, denn ich weiss auch, dass meine Reifen auch am Rand mich sicher auf der Fahrbahn halten. (Einschränkung : Der Kurs ist fast besensauber - und das findest du nicht auf öffentlichen Strassen)
Spaß gemacht hat es. Und das ist wohl das Wichtigste.
P.S.: Mein Hinterreifen ist nun ein Slick...